Aus dem Inhalt:
Liebe Leserinnen und Leser,
Der Molenfuß von Zeebrügge, im Vordergrund die Friedrichshafen FF 33l (1122)
Die Friedrichshafen FF 29 (204) auf dem schmalen Vordeck des Zweihüllenbootes für die Hochseeverwendung U 12, am 15. Januar 1915
Oblt.z.S. Max Drekmann und Fähnrich z.S. Leberecht von Blücher vor der Friedrichshafen FF 29 (209) am 7. Mai 1915 in Zeebrügge
Auf das Seitenleitwerk der erbeuteten Sopwith Schneider No 3717 wurden deutsche Hoheitsabzeichen und der Name "Brummer" aufgemalt.
Die Friedrichshafen FF 43 (749) war das einzige Jagd-Wasser-Flugzeug, das von Friedrichshafen gebaut wurde
Bücker, Schuler und Christiansen vor einem Marineflugzeug
Friedrichshafen FF 29 (204)
Sopwith Schneider
Oertz FB3
Friedrichshafen FF 43
vor Ihnen liegt nach langer Zeit wieder einmal ein Schwerpunktheft. Den unermüdlichen Recherchen des Propellerblatt Teams verdanken wir die ausführlichen Informationen, Berichte und Fotos der Seeflugstation Flandern I in Zeebrügge.
Das Thema ist derart umfangreich, dass wir den Artikel in diesem Heft nicht abschließen konnten. Wir haben daher beschlossen im Herbst 2009 ein weiteres Heft über Flandern I zu bringen.
Unsere Leserschaft hat nicht nur gleiche Interessen, sondern zeigt auch Gemeinschaft. Daher möchten wir uns an dieser Stelle bei Henning Oppermann (Hamburg) und Peter Brandt (Cuxhaven) bedanken, die uns eine detaillierte Aufstellung der Marinenummern mit ihren nachgewiesenen Standorten zugesandt hatten.
Ihre IGL-Redaktion
Die Mole von Zeebrügge, am Ausgangspunkt des Boudewijn-Kanals gelegen, der Brügge mit der Nordsee verbindet, beherbergte im Ersten Weltkrieg die Seeflugstation Flandern I. Die knapp 3000 Meter lange Mole beschreibt einen Halbkreis und wurde von 1895 bis 1907 zum Schutz des Kanals gegen Küstenströmungen und Versandung erbaut. An der breitesten Stelle, gerade 75 Meter breit, erhielt die Mole einen Personen- und Güterbahnhof mit Anschluss an das Eisenbahnnetz. Zum Entladen der Schiffe installierte man einige Lastkräne und zum Lagern der Waren große Magazine auf der Mole.
Am 14. Oktober 1914 eroberte die deutsche 4. Armee fast kampflos Brügge und das vorgelagerte Zeebrügge. Am 21. Oktober kamen die ersten Marineeinheiten, eine Vorausabteilung der Marinedivision, nach Zeebrügge. Am 15. November 1914 wurde die bestehende Marinedivision durch eine zweite Division verstärkt und zum Marinekorps Flandern aufgewertet. Kommandierender Admiral war Admiral Ludwig von Schröder.
Der Kommandant von U 12, Kapitänleutnant Forstmann, und Oblt.z.S. Friedrich von Arnauld de la Perière beschlossen, die FF 29 (204) auf dem Deck des U-Boots an seinen Einsatzort zu transportieren. Am Bestimmungsort sollte das U-Boot dann etwas abtauchen, um das Flugzeug freizugeben. So sollte der Einsatzradius des Flugzeuges erhöht werden. Das Flugzeug wurde mit seinen Tragflächen parallel zur U-Boot-Längsachse platziert.
Da die See am Tag des ersten Versuches unruhig war und die Brecher das Flugzeug zu zerstören drohten, wurde beschlossen, bereits eine Stunde nach dem Auslaufen das Flugzeug zu starten. Das U-Boot flutete die vorderen Tanks und das Flugzeug kam frei. Es flog einen Erkundungsflug an der Küste von Kent.
Als der Admiralstab der Marine von dem nicht genehmigten Unternehmen erfuhr, wurden weitere Versuche eingestellt. Erst 1917 wurden wieder, diesmal mit Genehmigung des Admiralstabes der Marine, Versuche für den gemeinsamen Einsatz von U-Booten und Flugzeugen unternommen ...
„Die Engländer haben noch dem öffteren Landungsversuche in Zeebrügge gemacht. So kamen sie einmal zu 100 Mann von dem englischen Zerstörer „Maori“, den unsere Artillerie versenkt hatte, und zwar so gründlich, dass eins unserer Flugzeuge nur noch mit knapper Not bei dem sinkenden Fahrzeug niedergehen konnte, um die Flagge, die noch im Großtopp wehte, abzutrennen. Bald darauf blubberte der Kahn ganz ab, und die Flagge, die der Oberleutnant z.S. Drekmann und der Fähnrich z.S. von Blücher geholt hatten, blieb das einzige Beutestück. Die Besatzung hat der Kapitänleutnant Molkertson mit wenigen deutschen Matrosen, ungeachtet der Nähe feindlicher Zerstörer, auf einem Fischdampfer als Gefangene eingebracht und dabei den hundert Engländern das Gegenstück zu „King Stephen“ vorgemacht.“
„Maori“ war ein Torpedobootzerstörer der Tribal-Klasse der britischen Royal Navy. Es trug den Namen "HMS Maori" nach dem Volk der Maori, den Ureinwohnern Neuseelands. Das Schiff lief 1909 vom Stapel und wurde am 7. Mai 1915 versenkt
Für Mückchen sollte bald Ersatz eintreffen. Das war Brummer! Eines schönen Tages – wir waren gerade beim Anziehen – standen wir zu mehreren am Fenster und besprachen das Wetter. Das ist bei Fliegern nicht etwa das Zeichen, daß sie nichts Besseres zu reden wissen. Was beim normalen Menschen nur ein Thema zur Ausfüllung irgendwelcher Gesprächspausen ist, ist bei uns eine höchst wichtige Angelegenheit. Wer das nicht glauben will, dem wünsche ich im Flugzeug in eine Hagel- oder Gewitterbö, denn da kann er verstehen, daß uns das Wetter über See oft gefährlicher wird, als ein Dutzend Kampfflieger. Wir waren also bei Erörterung dieses Themas, da sahen wir ein Flugzeug von See herkommen. Er ging in Gleitflug über und steuerte geradewegs auf den Hafen zu, so daß wir alle glaubten, es sei unser Frühaufklärer, auf den die Zeit ungefähr stimmte. Alle anderen schienen das auch zu glauben, und nur so kam es, daß dieser Vogel ganz unbehelligt eine schöne Serie von Bomben auf die Mole werfen konnte.
10. November 1916
Lt.z.S. Schuler (749) konnte bei Ostende nach Luftkampf eine Short zur Landung zwingen.
Die Short 184 (8016) der RNAS Dunkirk konnte fast unbeschädigt geborgen werden, der Pilot FLt. GGG Hodge geriet in Gefangenschaft. Die FF 43 (749) wurde zu Testzwecken nach Zeebrügge gebracht, die Flugeigenschaften konnten die Piloten aber nicht überzeugen. Daher erfolgte keine Serienfertigung.
1. Februar 1917
Um 14.30 Uhr zwei Kampfflugzeuge und zwei Kampfeinsitzer im Luftkampf mit englischen Sopwith. Fom Meyer (788) zwang eine Sopwith am Strand bei Breedene zur Landung. Die zweite Sopwith wurde von Lt.z.S. Niemeyer angegriffen, ohne Ergebnis.
Fom Meyer konnte mit der Rumpler 6B1, (788), die englische Sopwith Pup, No. N6161, der 1. Wing RNAS fast unbeschädigt zur Landung zwingen. Der Pilot FSL GL Elliot wurde gefangen genommen. Die Maschine wurde von der Marine-Landflieger-Abteilung geborgen und nach Ostende gebracht.
Abkürzungen
C |
bewaffneter Zweisitzer mit einem MG |
C2MG |
bewaffneter Zweisitzer mit einem starren und einem beweglichen MG |
C3MG |
bewaffneter Zweisitzer mit zwei starren und einem beweglichen M G |
DD |
Doppeldecker |
ENS |
Ensign = Fähnrich |
EV |
Enseigne de Vaisseau = Fähnrich zur See |
F.d.U. |
Führer der U-Boote |
F.B.A. |
Franco-British Aviation |
FCdr |
Flight Commander |
FF |
Friedrichshafen |
FLt |
Flight Lieutenant |
Fm. |
Flugmaat |
Fmstr. |
Flugmeister |
Fom |
Flugobermaat |
Fomtr |
Flugobermeister |
FSLt |
FSLt ist der Rang des Flight Sub-Lieutenant = Leutnant zur See der Flieger, in der Marine = RNAS. |
FT |
Funktelegraph |
HFT |
Flugzeug mit Funksende- und Empfangsgerät |
K.H.Qu. |
Hauptquartier |
Kpt. |
Kapitän |
KptLt |
Kapitänleutnant |
KTB |
Kriegstagebuch |
Lt.d.R. |
Leutnant der Reserve |
Lt.d.R.d.M.A. |
Leutnant der Reserve der Matrosen-Artillerie |
Lt.d.R.d.M.I. |
Leutnant der Reserve der Marine-Infanterie |
Lt.z.S. |
Leutnant zur See |
LtCol |
Lieutenant Colonel |
© Walter Werner 2008
No 3717 RNAS Felixstowe, FSL JM D’Arcy-Levy, 12. August 1915. Wurde erbeutet, mit deutschen Hoheitsabzeichen und dem Namen „Brummer“ versehen.
© Walter Werner 2008
Marine Nr. 46, Seeflugstation Zeebrügge
© Walter Werner 2008
Marine Nr. 749, Lt.z.S. Schuler, 10. November 1916, Zeebrügge
© Walter Werner 2008
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Liebe Leserinnen und Leser,
vor Ihnen liegt nach langer Zeit wieder einmal ein Schwerpunktheft. Den unermüdlichen Recherchen des Propellerblatt Teams verdanken wir die ausführlichen Informationen, Berichte und Fotos der Seeflugstation Flandern I in Zeebrügge.
Das Thema ist derart umfangreich, dass wir den Artikel in diesem Heft nicht abschließen konnten. Wir haben daher beschlossen im Herbst 2009 ein weiteres Heft über Flandern I zu bringen.
Unsere Leserschaft hat nicht nur gleiche Interessen, sondern zeigt auch Gemeinschaft. Daher möchten wir uns an dieser Stelle bei Henning Oppermann (Hamburg) und Peter Brandt (Cuxhaven) bedanken, die uns eine detaillierte Aufstellung der Marinenummern mit ihren nachgewiesenen Standorten zugesandt hatten.
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